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  Margot Käßmann
 


Buntsprech lernen mit Margot Käßmann







In George Orwells “1984″ spricht der Staat mit seinen Bürgern “Neusprech”, eine floskelhafte Kunstsprache, die nur dazu dient, die Politik der Herrschenden schönzureden. Das “Neusprech” unserer Tage ist das “Buntsprech” der Bunten Republik. Wer Buntsprech lernen möchte, braucht nur die Tagesschau zu gucken oder die Leitartikel der Frankfurter Rundschau zu lesen: Die Sprachform ist immer die gleiche. Oder man kauft sich das neueste Buch von Margot Käßmann. Als ehemalige EKD-Chefin zählte diese Frau jahrelang zum engsten Kreis der bunten Führungskader. Ihr Buntsprech ist perfekt, ihr Buch eine wahre Fundgrube für die sprachpolitische Analyse.

(Von M. Sattler)

Kurz vorweg: Käßmanns neues Buch “Vergesst die Gastfreundschaft nicht!” richtet sich an den deutschen Normalbürger. Es ist einer der seltenen Versuche der bunten “Elite”, das Gespräch mit der skeptischen Masse zu suchen und mit Argumenten statt Doktrinen für die staatliche Einwanderungspolitik zu werben. Käßmann brüllt den Leser nicht nieder, sie beschimpft Kritiker nicht als “Nazis”, sondern versucht ideologisch zu überzeugen. Das macht das Buch sprachlich interessant: Käßmann umgeht das sonst eher grobe, eintönige Vokabular der bunten Propagandasprache (“Rassismus!”, “Hass!”, “Hetze!”) und nutzt stattdessen die weicheren Untertöne. Ihr Buch zeigt somit die ganze Bandbreite der standardisierten bunten Ausdrucksweise. Hier einige Beispiele:

In einer globalisierten Welt, in der gerade nicht Abschottung Ziel ist, sondern geöffnete Grenzen, Freiheit und Mobilität,… (Seite 6)

Der Begriff “globalisierte Welt” beschwört im Buntsprech das vermeintlich Unabänderliche der Einwanderung außereuropäischer Personengruppen. Die Einwanderung wird als zwangsläufige Folge der “Globalisierung”, d.h. der verbesserten internationalen Fluganbindung, dargestellt. Appelliert wird an die menschliche Schicksalsergebenheit: Das ist heute so, das ist nicht zu ändern. Da der Buntsprecher aber niemals informieren, sondern stets manipulieren möchte, verschweigt er natürlich, dass andere reiche Industrieländer wie Japan oder Südkorea trotz derselben internationalen Fluganbindung nicht einmal ansatzweise eine vergleichbare Einwanderungspolitik betreiben, die Masseneinwanderung nach Deutschland also keineswegs unausweichliche Folge von “Globalisierung” ist, sondern das Ergebnis politischen Willens, der mit Hilfe alljährlicher staatlicher Milliardentransfers an die “Einwanderer” in die Tat umgesetzt wird.

Typisches Buntsprech ist auch die sprachliche Polarisierung, d.h. die Gegenüberstellung begrifflicher Extreme wie der (negativen) “Abschottung” als angeblich einziger Alternative zu den (positiven) “geöffneten Grenzen” und der “Mobilität”, als gäbe es keinen gemäßigten Mittelweg. Das Bedürfnis der Einwanderungskritiker nach Wahrung der inneren Sicherheit, ihre Sorge von dem Entstehen einer gefährlichen ethnisch-nationalen Konfliktlinie mitten durch Deutschland, wird nicht sachlich aufgegriffen, sondern durch überspitzte Verzerrung ins Negative als extreme Position diffamiert: “Extremist” ist, wer für eine Mäßigung der staatlichen Politik eintritt. Eine ähnliche Zielsetzung verfolgt auch die grotesk übersteigerte Brandmarkung von Kritikern der Einwanderungspolitik als “Nazis” (z.B. in der ebenfalls polarisierten Parole “Bunt statt Braun”), wodurch unliebsame Meinungen in die Nähe der Kriminalität gerückt werden sollen – eine Methode, die wir bereits aus der Zeit der NSDAP-Herrschaft kennen (sachliche Kritiker = “Verräter” am deutschen Volk).

Dass Käßmann zur Darstellung der eigenen (positiven) Überzeugung ein lateinisches Wort verwendet (“Mobilität”), ist ebenfalls ein gängiges Sprachmuster im Buntsprech: Latein gilt noch immer als Sprache der akademischen Elite, die es dank Doktortitel besser weiß und sich dem “tumben” Volk nicht genau zu erklären braucht (ähnlich: “Migrant”, “Integration”, “Multikulturell”). Latein erleichtert es dem Buntsprecher also durch den Anschein geistiger Überlegenheit, die wünschenswerte Klarheit und Deutlichkeit in seinen Aussagen zu vermeiden und zugleich die in der deutschen Übersetzung ganz offensichtliche Unbeholfenheit seiner Sprache (“Beweglichkeit”, “Wanderer”, “Einfügung”, “Sittenvielfalt”) elegant zu überspielen.

Höchst ungewöhnlich für die bunte Ausdrucksweise ist das Wort “Freiheit”. Dieser Begriff als typisch bürgerliches Ideal wird im stark linksideologisch geprägten Buntdeutsch so gut wie nie verwendet. Tatsächlich meint Käßmann auch gar nicht “Freiheit” im Sinne freier politischer Meinungsäußerung oder politischer Unabhängigkeit von ausländischer Fremdbestimmung (beides wäre völlig unbunt), sondern gebraucht “Freiheit” an dieser Stelle als bewusst unscharfes Ersatzwort für “Freizügigkeit”, d.h. die unbeschränkte Überschreitung von Landesgrenzen. Sie wendet hier also eine klassische Vereinnahmungstaktik an, indem sie eine teilweise überlappende Begrifflichkeit dazu nutzt, auf ein politisches Ideal des bürgerlichen, auch freiheitlich-konservativen Lesers anzuspielen und dadurch eine Übereinstimmung in der Denkweise zu unterstellen, die es vielleicht gar nicht gibt (“Eigentlich sind wir doch einer Meinung, oder?”).

Tatsache ist: In Deutschland leben Menschen unterschiedlichen Glaubens, unterschiedlicher Kultur und unterschiedlicher Herkunft zusammen. (7)

Im Zuge ihrer Umwandlung Deutschlands in ein hochexplosives multiethnisches Pulverfass nutzen die Bunten Republikaner bekanntlich die Taktik der vollendeten Tatsachen: Im ersten Schritt siedelt man mittels zahlloser rechtlicher Grauzonen wahllos Leute aus aller Welt mitten in Deutschland an, dann erklärt man im zweiten Schritt, diese selbst geschaffenen “Tatsachen” seien nun “deutsche Wirklichkeit” und verfestigt im dritten Schritt die selbst geschaffenen Tatsachen durch nachträgliche Anpassung der Rechtsordnung (z.B. durch Einbürgerung). Diese Politik der vollendeten Tatsachen spiegelt sich auch im Buntsprech in der häufigen Verwendung von Begriffen wie “Tatsachen”, “Wirklichkeit” oder “Realitäten” wieder, oft gepaart mit Verweisen auf die schon erwähnte Unabänderlichkeit. Typisches Buntsprech sind daher Ausdrücke wie “Wir müssen uns den Tatsachen stellen…”, “…die Realität akzeptieren”, “…als Teil der deutschen Wirklichkeit annehmen…” Auch Käßmanns Hinweis im ersten Satz oben, “geöffnete Grenzen und Mobilität” seien “Ziel”, ist sprachlich in diesem Zusammenhang zu sehen: Es wird unterstellt, Einwanderung sei nicht das Ergebnis einer jederzeit änderbaren politischen Entscheidung, sondern unverrückbare Tatsache, zwangsläufige Folge eines fest vorgegebenen “Ziels”, das es zu erfüllen gilt. Wer dieses Ziel vorgibt (der Buntsprecher selbst nämlich), wird natürlich nicht gesagt.

Der Beispielsatz zeigt zudem die für das Buntsprech so charakteristische Verwendung von Ersatzworten, mit deren Hilfe politisch vorbelastete oder ideologisch nicht akzeptable Begriffe umgangen werden sollen. “Menschen unterschiedlichen Glaubens” ist eine altbewährte bunte Standardfloskel zur Umschreibung des Islam. Dass unter den Deutschen aufgrund der islamischen Gewaltbereitschaft eine tiefe Abneigung gegen diese Religion besteht, ist auch in bunten Kaderkreisen bekannt, und man ist nicht so dumm, sich selber allzu offensichtlich als Bündnispartner einer negativ vorbelasteten Ideologie darzustellen. Das Wort “Kultur” dient als folkloristisch-harmlos klingendes Ersatzwort für das im Buntdeutsch tabuisierte “Nation”. Durch “Kultur” gaukelt der Buntsprecher vor, man siedele keine andere Nation in Deutschland an, sondern nur eine andere “Kultur”, die sich von den Deutschen lediglich durch Volkstänze und exotische Speisen unterscheidet, aber keinerlei nationale Interessen vertritt und auch keine nationalen Ansprüche stellt, insbesondere keine nationalen Territorialansprüche.

Das Wort “Herkunft” bildet das bunte Ersatzwort für “biologische Abstammung” oder “Ahnen” und taucht aufgrund der besonderen deutschen Vergangenheit nur im deutschen Buntsprech auf. In der englischen Variante sagt man “race” (Rasse), ein im Deutschen höchst unappetitliches Wort, das im deutschen Buntsprech nur als Kampfbegriff “Rassismus” verwendet wird. Auch wenn unsere Bunten Führer heute durch gezielte Bevorzugung bestimmter Menschen aufgrund ihrer (nicht-deutschen) “Herkunft” unverkennbar an das Rassendenken der NSDAP anknüpfen, allerdings unter umgekehrten Vorzeichen (Stichwort “Positive Diskriminierung” durch “Migrantenquoten” im öffentlichen Dienst), möchte man zumindest nicht direkt mit der NSDAP als Erfinderin der eigenen Politik in Verbindung gebracht werden. Dass die Deutschen im Gegensatz zu den aus dem Ausland zugereisten Personengruppen niemals von irgendwo “herkamen”, also gar keine “Herkunft” besitzen, ist nur scheinbar eine gedankliche Inkonsequenz. Aus ideologischer Sicht dient das angeblich gemeinsame Merkmal “Herkunft” ja vor allem dem Zweck, “Migranten” und “Deutsche” gleichzusetzen, um die besondere grundgesetzliche Verpflichtung des Staates gegenüber den Deutschen erst sprachlich, dann auch rechtlich aus der Welt zu schaffen. Ähnliche sprachliche Gleichsetzungen im Buntdeutsch sind “Autochthone – Allochthone”, “Migranten – Nichtmigranten”, “Wahldeutsche – Zufallsdeutsche” usw., wobei die beiden letzten Begriffspaare bereits sprachliche Ansätze beinhalten, Deutsche als sogar minderwertige, d.h. eben nicht gleichberechtigte Bürger zweiter Klasse zu kennzeichnen, ebenfalls ein sprachlicher Vorgriff auf künftige Rechtsentwicklungen.

Gastfreundschaft kann also Ausgangspunkt sein für ein Miteinander, das auch Konflikte erträgt und dabei um Gemeinschaft ringt. (11)

Das Wort “Gastarbeiter” gehört im Buntsprech heute nicht mehr zum salonfähigen Wortrepertoire: Politische Zielsetzung des Multikulturalismus ist ja nicht mehr der Gaststatus ausländischer Staatsbürger, sondern deren dauerhafte Ansiedlung. Alle sprachlichen Ausdrücke, die einen nur vorübergehenden Aufenthalt ausländischer Staatsbürger in Deutschland nahelegen, wurden daher in den letzten zehn Jahren aus dem Buntsprech getilgt (einschließlich des Wortes “Ausländer”, als hätte man alle anderen Länder der Erde abgeschafft und Deutschland sei nun ein globaler Weltstaat). Erstaunlich also, dass Käßmann an dieser Stelle ihres Buches auf das alte amtliche Lügenmärchen von den “Gastarbeitern” zurückgreift, aber es hat ja 50 Jahre lang funktioniert, warum es also nicht noch einmal versuchen?

Interessant für eine vorgeblich friedliebende Ideologie ist in diesem Beispielsatz auch die bewusste Nutzung militärischen, kämpferischen Vokabulars durch die typisch bunten Standardformeln “Konflikte ertragen” und “um Gemeinschaft ringen”. Im Gegensatz zu den 80er- und 90er-Jahren, als die bunte Kaderschicht das hohe ethnische Konfliktpotenzial ihrer Massenansiedlung noch beharrlich verneinte, versucht man heute angesichts der unübersehbaren ethnischen Spannungen, dieses Konfliktpotenzial ideologisch einzubinden: Der sich abzeichnende Bürgerkrieg wird nun als schmerzlicher, aber notwendiger Zwischenschritt auf dem Weg zum ewigen Frieden interpretiert und zu einem zielgerichteten, nutzenbringenden “Ringen um Gemeinschaft” verklärt, eine Formulierung, die vielleicht nicht ganz zufällig an die Durchhalteparolen vom “Völkerringen” im NS-Sprech anknüpft.

Solange Menschen in ihren Heimatländern keine Lebensperspektive finden, lässt sich Migration nicht verhindern. (9)

Neben den zahllosen Finanzanreizen, mit denen die Bunten Republikaner Einwanderer anziehen (“Pull”-Faktoren) geht es im Buntsprech immer auch darum, den Deutschen vorzuspielen, es gäbe Einwanderungsdruck aufgrund schrecklichster Verhältnisse in ausländischen Staaten (“Push”-Faktoren). Man versucht also, durch gezielte Dramatisierung der Umstände in anderen Ländern beim Empfänger der Propagandabotschaft ein Gefühl von Mitleid auszulösen, das sich dann für politische Zwecke ausnutzen lässt. Bei Käßmann haben die “Migranten” in ihren Heimatländern “keine Perspektive” und zwar nicht nur keine wirtschaftliche Perspektive, sondern nicht einmal eine “Lebensperspektive”. Natürlich hat ein Türke in der Türkei durchaus eine Lebensperspektive (jeder aufrechte Türke würde Käßmanns Satz als nationale Beleidigung empfinden), und natürlich hat ein Türke in diesem seit Jahren boomenden Schwellenland auch höchst attraktive wirtschaftliche Perspektiven. Aber: Zielsetzung des Buntsprechers ist niemals die Darstellung tatsächlicher Verhältnisse, sondern ausschließlich die politische Verführung. Auch das im Buntsprech häufig verwendete Wort “Flüchtling”, im Deutschen vorgeprägt durch die Flüchtlinge des zweiten Weltkriegs, erfüllt diese wichtige Funktion einer Dramatisierung zur Auslösung von Mitleid. In Wahrheit werden die “tunesischen Flüchtlinge” von heute ja keineswegs von irgendwelchen feindlichen Armeen aus ihren Häusern getrieben.

Ähnlich wie oben bei der Verwendung des Wortes “Freiheit” übernimmt Käßmann durch das “Heimatland” auch in diesem Beispielsatz einen konservativ-bürgerlichen Begriff, der im Buntsprech eigentlich tabu ist und üblicherweise durch “Herkunftsland” ersetzt wird. Sie wirbt also auch hier durch Vortäuschung vermeintlicher Gemeinsamkeiten für ihre politische Botschaft. Lassen wir uns aber nichts weismachen: Im Buntdeutsch haben, sofern überhaupt, nur ausländische Bürger ein “Heimatland”. Deutsche haben grundsätzlich kein “Heimatland” und daher auch kein Recht darauf.

Die Frage ist, ob es in diesem Land auch energischen Gestaltungswillen gibt oder nur Abwehr, Angst und Abschottung. (9)

Das Wort “Frage” täuscht vor, es gäbe über die Einwanderungspolitik auch nur ansatzweise eine Debatte: Der Leser wird also mit seinen Sorgen scheinbar ernstgenommen. Im Buntsprech wird allerdings grundsätzlich nicht debattiert, und auch hier dient die “Frage” nur der rhetorischen Vorbereitung auf die eigentlich zu vermittelnde, wie oben erneut polarisierte Aussage (negativ: die passive “Abwehr” und “Abschottung”, positiv: der aktive “energische Gestaltungswillen”).

Dem Begriff “Angst” kommt im Buntdeutsch ein besonderer Stellenwert zu. Er legt eine irrationale, fast geisteskranke Störung der Wahrnehmung auf Seiten der Kritiker der bunten Verhältnisse nahe. Der Kritiker wird zum “Angsthasen” und ist entsprechend zu belächeln, der politische Gegner wird ausgelacht – ein ganz klassisches Mittel, unerwünschte Meinungen zu isolieren. Hat der Gegner “Angst”, ist er aber nicht nur feige, sondern auch unreif: Kinder haben “Angst” vor Gespenstern unter dem Bett, der Buntsprecher argumentiert: “Es gibt keine Gespenster, deshalb braucht man keine Angst zu haben”. Von “Angst” sprach die Evangelische Kirche auch nach der Selbstverbrennung ihres eigenen Pfarrers Roland Weißelberg im Jahr 2006: Der Pfarrer verbrannte sich aus “Angst” vor dem Islam, d.h. er war plemplem. Das Wort “Angst” wird in Käßmanns EKD also offenbar systematisch dazu eingesetzt, um innerkirchliche Kritiker der staatlichen Islamisierungspolitik zu stigmatisieren und aus den eigenen Reihen auszugrenzen.

Klassisches Buntsprech ist in diesem Beispielsatz auch die Vermeidung des Wortes “Deutschland” und stattdessen die Bemühung der ersatzweisen Standardfloskel “in diesem Land”, gelegentlich abgewandelt zu “in Mitteleuropa”. Entsprechend schreibt Käßmann an anderer Stelle:

Eindrücklich in Erinnerung ist mir die Erzählung einer Dame aus Europa… (18)

Es kann sich nur um eine Dame aus Deutschland gehandelt haben, da im Buntsprech alle anderen europäischen Länder außer Deutschland üblicherweise beim Namen genannt werden, um die freundschaftliche innere Verbundenheit mit diesem anderen Land hervorzuheben.

Respekt und Toleranz werden zentrale Begriffe der Integrationsdebatte bleiben. (41)

Anders als die Übersetzung aus dem Lateinischen eigentlich vermuten ließe, steht der Begriff “Integration” im Buntsprech niemals für “Einfügung” oder “Einbindung” in die deutsche Gesellschaft (dies wäre “rassistisch”), sondern grundsätzlich für deren Gegenteil: die Stärkung der nationalen Identität der staatlich angesiedelten ausländischen Personengruppen und den beschleunigten Ausbau von religiösen und sprachlichen Parallelgesellschaften. Politisches Ziel ist ja die Herbeiführung einer “Bunten Republik”, und eine Republik, in der sich die aus dem Ausland angesiedelten Populationen in die deutsche Gesellschaft “einfügen”, wäre weniger “bunt” als ein landesweiter ethno-nationaler Flickenteppich. Redet der Buntsprecher daher von “Integration”, meint er in der Praxis immer “Segregation”, also Vertiefung der ethnischen Grabenbildung, beispielsweise durch Förderung ausländisch-nationalistischer Organisationen, Ausweitung der islamistischen Infrastruktur (Moscheen, Koranschulen usw.) oder die Einführung einer Paralleljustiz in Deutschland (Scharia). Ähnlich wie in George Orwells “Doppeldenk” lässt sich also auch im Buntsprech die wahre Bedeutung bestimmter standardisierter Floskeln nur entschlüsseln, wenn man sie in ihr direktes Gegenteil verkehrt.

Das neue Modewort der Bunten Republikaner, “Respekt”, war bis vor kurzem unter linken Ideologen verpönt. Tatsächlich handelt es sich bei der gegenwärtigen Renaissance dieses Begriffes auch nicht um eine linksgrüne Besinnung auf bürgerliche Werte, sondern um eine pragmatische Übernahme des türkischen Wortes “Saygi”, durch das man besonders in den Schulen verzweifelt versucht, eine disziplinierende Brücke zu den türkischen Jugendlichen zu schlagen. “Saygi” ist ein Kernbegriff des innertürkischen Familienlebens und kommt eigentlich dem deutschen “Ehrerbietung”, “Achtung” sehr viel näher als der etwas plumpen, aber gängigen Übersetzung mit “Respekt”. Die auffällig zunehmende Verwendung dieses früher konsequent gemiedenen Wortes zeigt den mittlerweile auch ideologisch prägenden Einfluss der türkisch-nationalistischen Organisationen auf das linksgrüne Spektrum.

“Toleranz” (aus dem lateinischen “tolerare” = “ertragen”) steht im Buntsprech als fester Ausdruck für “Gleichgültigkeit”, “Duldsamkeit”, “Schweigsamkeit”, auch: “Wegsehen”. Feinstes Buntsprech ist im obigen Beispielsatz auch die erneute Vortäuschung einer “Debatte” und das strenge “werden…bleiben”, das in totalitärer Manier keinen Widerspruch zulässt.

Migration ist übrigens ein urbiblisches Thema. Die ersten, die sich aufmachten, sind Adam und Eva. (13)

Berufung auf höhere Autoritäten, bevorzugt christliche und konservative Autoritäten, sind ganz typische sprachliche Mittel im Buntsprech, um vor allem christlichen und konservativem Kritikern den Wind aus den Segeln zu nehmen: Selbst der liebe (christliche) Gott will die staatliche Einwanderungspolitik. Ähnlich berief sich jüngst Christian Wulff auf Friedrich den Großen, der genau wie Wulff auch schon “Muslime” angesiedelt habe. Botschaft an die Einwanderungsskeptiker: Die gegenwärtige Massenansiedlung ist völlig normal, sogar eure eigenen Autoritäten sind auf unserer Seite.

Ebenso gibt es eindrückliche Friedenszeugnisse von Anhängerinnen und Anhängern anderer Religionen. Etwa von Khan Abdul Ghaffar Khan, einem frommen Muslim aus dem Volk der Paschtunen… (22)

Eine fast schon lehrbuchartige Abwandlung des bunten Klassikers “Islam ist Frieden”. Erneut die für das Buntsprech so typische indirekte Umschreibung des Islam durch den Ausdruck “andere Religionen”, ergänzt durch den Begriff “Friedenszeugnisse”. Das Bild des “frommen Muslims”, den man sich unwillkürlich als väterlichen alten Herrn vorstellt, der still in sich hineinversunken Gebete murmelt und keiner Fliege etwas zuleide tut, verstärkt die zu vermittelnde politische Aussage.

Der Satz ist auch wieder ein schönes Beispiel für die umwerbende Vereinnahmung des Lesers durch Verwendung konservativ-bürgerlichen Vokabulars, das eigentlich ideologisch tabuisiert ist. Gemäß multikulturalistischer Lehre gibt es bekanntlich keine “Völker”, sondern nur “Kulturen”. Diese angeblich universelle Aussage gilt im Buntsprech allerdings immer nur im Zusammenhang mit dem “deutschen Volk”, das es laut Ideologie gar nicht gibt und das deshalb auch keine Rechte hat. Alle anderen Völker gibt es natürlich auch im Buntsprech, in diesem Fall das paschtunische “Volk” (ähnlich Merkel: “das libysche Volk”, aber “die Menschen in Deutschland”).

Höchst aufschlussreich für den wahren Charakter der multikulturalistischen Ideologie ist die Beobachtung, dass im Buntsprech generell keine Hemmungen bestehen, entgegen der eigenen bunten Lehrmeinung bei Bedarf auch komplette bürgerlich-konservative Positionen, d.h. die Überzeugungen des Gegners, zu übernehmen, sofern sich dies politisch anbietet: Der Buntsprecher widerspricht sich also scheinbar selbst, ein herausragender Unterschied zur sozialistischen Rhetorik, die in ihrer Argumentation stets konsequent blieb. Ein gutes Beispiel für einen derartigen Bruch mit der eigenen Doktrin zeigt uns Käßmann in ihren Ausführungen über (natürlich böse) christliche Missionare in Südamerika:

Die Zugewanderten aber wollten auch nicht von den Einheimischen lernen oder sich ihnen anpassen. Es ging darum, die eigene Kultur, den eigenen Glauben zu anderen zu bringen, und nicht darum, von ihnen zu lernen. Nicht eigene Integration war das Ziel, sondern Veränderung der Menschen, die bereits im Land leben, das mitgebrachte Recht, die eigenen Grundüberzeugungen waren Maßstab des Handelns und nicht die im Land selbst gewachsenen Traditionen und Rechtssysteme. (14)

Dieser Satz könnte so wortwörtlich bei PI stehen und beschreibt recht gut die innere Einstellung zahlloser muslimischer “Migranten” in Neu-Kölln. Käßmann übernimmt hier also lückenlos die Argumentationslinie der Einwanderungskritiker, die von den Zugewanderten ja eine aktive Annahme der im Zielland bestehenden Verhältnisse fordern (oder eben Weiterwanderung in ein anderes Zielland). Sie weicht daher massiv vom üblichen bunten Credo ab, wonach die Einheimischen ihrerseits auf die Zuwanderer zugehen müssen, eine “Willkommenskultur” zu schaffen und die eigene Lebensumwelt bis in kleinste Details an die nationalen und religiösen Bedürfnisse der Zuwanderer anzupassen haben, nicht umgekehrt. Käßmann offenbart hier vielleicht unbewusst die eigentliche Stoßrichtung des sog. “Multikulturalismus” als einer keineswegs “völkerfriedlich-multikulturellen”, sondern in Wahrheit aggressiv einseitig-antiwestlich ausgerichteten (und deshalb höchst gefährlichen) Ideologie: Wie man es dreht und wendet, der Europäer ist immer der Böse.

Abschließend sei ein Blick auf das Buntsprech für Fortgeschrittene geworfen. In der höchsten Vollendung ist im Buntsprech jedes einzelne Wort mit einer zweiten bunten Bedeutung unterlegt, die man kennen oder entschlüsseln muss, will man die Aussage des Sprechers wirklich verstehen. Der Leser muss das Buntdeutsch also Wort für Wort ins normale Alltagsdeutsch “übersetzen”. Ein schönes Beispiel findet sich auf Seite 37, wo Käßmann irgendeinen bunten Bundestagsabgeordneten Manuel Sowieso zitiert (Übersetzung ins Alltagsdeutsch in Klammern):

Wir brauchen (= wir werden dies in jedem Fall tun) eine menschenrechtlich fundierte (= sich über das deutsche Verfassungsrecht hinwegsetzende) humanitäre (= im Gesetz eigentlich nicht vorgesehene, d.h. willkürliche) EU-Migrationspolitik (= eine Migrationspolitik, die der Kontrolle durch die vom Volk gewählten Parlamente entzogen ist), die auf humane Standards setzt (= bestehende formalrechtliche Standards aushebelt oder umgeht), die Menschenrechte (s. o.) auch (= besonders) an den europäischen Außengrenzen (= deutsche Außengrenzen gibt es nicht mehr), ob auf See oder Land (= vor allem die Einwanderung über Fischerboote soll erleichtert werden), wahrt (= verstärkt), die Möglichkeiten der legalen Migration besser und neu eröffnet (= alle rechtlichen Zuzugsbeschränkungen für ausländische Staatsbürger weitgehend aufhebt) und die Möglichkeiten für Integration (= den Aufbau von Parallelgesellschaften und die nationale Segregation der aus dem Ausland zugezogenen Personengruppen) hier im Land (= in Deutschland) stärkt (= vorantreibt).

Ins Normaldeutsche übersetzt heißt der Satz also: “Wir werden zur Umgehung der deutschen Rechtsordnung über die EU-Schiene dafür sorgen, dass die Sicherung der europäischen Außengrenzen weiter abgebaut wird, um illegale Einwanderung zu erleichtern, die noch bestehenden rechtlichen Zuzugshindernisse für ausländische Staatsbürger endgültig beseitigt werden und die Bildung eines eigenen nationalen Parallelstaats für die aus dem Ausland zugereisten Personengruppen in Deutschland beschleunigt wird.”

Und genau das werden die bunten Typen tun.



 
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