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  Die traurige Geschichte vom feigen Herrn Meier
 

Samstag, 19. März 2011



Die traurige Geschichte vom feigen Herrn Meier

 



Vorbemerkung: Sarah Maid of Albion sagt in ihrem Text "der heimliche Genozid" (Teil 4), wir bräuchten neue Wege, um die Jugend zu erreichen, es reiche eben nicht, auf politischen Blogs ernsthaft zu diskutieren. Weil ich ihr zustimme habe ich, neben anderen kreativen Ideen wie meinen Theaterstück über den Türkenschreck Vlad Dracul oder meiner Modernisierung der Faustsaga und meiner allseits beliebten politisch korrekten Weihnachtsgeschichte, hier einfach mal eine kleine Parabel geschrieben, die ich mir gut als Kettenmail vorstellen kann. Einfach rauskopieren und an alle versenden, die Ihr im Postfach habt.

 

Die traurige Geschichte vom feigen Herrn Meier

erzählt von Kairos

Die Großfamilien Meier und Müller sind Nachbarn. Ihre Häuser stehen am Ufer eines Sees, sich direkt gegenüber.

Die Ahnen der Familie Meier haben eine schöne Villa errichtet, mit Erkern und Türmchen und hundert Zimmern. Familie Müller wohnt in einem alten Bauernhaus.

Nun grillt Familie Müller für ihr Leben gern. Der Rauch, der zu Familie Meier rüberzieht, wird von dieser allerdings ignoriert. Er stört zwar ein wenig – aber was soll man machen!?

Kurze Zeit später hat ein großer Teil der Familie Müller den See auf einer Nußschale überquert und sich in Familie Meiers Garten niedergelassen, wo sie das Bier, das für die geplante Gartenparty bereitstand, wegsäuft und sich auch an den Snacks bedient (Frau Meier piekt gerne Käsehäppchen mit Wurst oder Weintraube auf diese kleinen Fähnchen).

Als Familie Meier das Chaos sieht, ist man schon ein wenig verärgert, sagt aber nichts – was soll man machen!?

Da von den hundert Zimmern der Villa so einige leerstehen – der Älteste ist zum Studieren in die Stadt gegangen und Tante Bertha versucht ihr Glück damit im Nachbardorf Bratwürste zu verkaufen – beziehen die Müllers die leerstehenden Zimmer. Das findet Famile Meier zwar ein bißchen dreist, sagt aber nichts – was soll man machen?!

Am nächsten Morgen sitzen die Müllers wie selbstverständlich mit am Frühstückstisch, fordern ihren Anteil an den Cornflakes und argumentieren, jeder von ihnen hätte ein Anrecht auf ein frisches Brötchen. Die Salami aber solle bitte vom Tisch verschwinden, weil Familie Müller Salami ekelig fände.

Diesmal reicht es Herrn Meier, er wird wütend und sagt: „Die Salami bleibt auf dem Tisch! Wir haben schon immer Salami gegessen und wir machen das auch weiterhin!“ Daraufhin verbannt Frau Meier ihren Mann bis auf weiteres auf die Couch. Sie hängt überall im Haus kleine Zetellchen auf, wo draufsteht: „Herr Meier ist ein chauvinistisches Arschloch!“ oder „Patriarchat ade!“ Herr Meier hält nun lieber seinen Mund und darf daher nach einigen Tagen wieder im Schlafzimmer einziehen. Was soll man machen?!

Die Kinder der Müllers nehmen sich von den Spielsachen der Meierkinder, was ihnen gefällt. Einwände werden per Faustrecht zurückgewiesen. Was soll man machen?!

Während die Meiers den ganzen Tag arbeiten, den Gemüsegarten pflegen, das Haus putzen und die Tiere füttern, liegt Herr Müller auf dem großen Ledersofa im Wohnzimmer und lässt sich von Frau Müller Tee servieren – natürlich aus dem guten Geschirr der Meiers.

Wieder ist Herr Meier nicht ganz einverstanden, geht zu Herrn Müller und fordert ihn auf, Holz zu hacken, damit man abends den Kamin anwerfen könne. Wie mutig er sich dabei vorkommt! Aber auch dies wird von Frau Meier sofort geahndet. Sie fährt ihren Mann an, was er sich denn einbilde. Herr Müller kenne sich im Haus der Meiers jawohl überhaupt nicht aus, wisse nicht wo das Holz stehe und sehe im Übrigen auch nicht danach aus, als wenn er eine Axt halten könne. Also geht Meier selbst Holzhacken – was soll man machen?!

Papa Meier ist zwar nicht begeistert, als der Jüngste der Müllers eine seiner Töchter heiratet aber was soll man machen?

Als die Drillinge von Müllers Jüngstem und seiner Tochter aber anfangen die Bude vollzustrullern, reicht es Meier. Er ruft die Polizei.

Die Polizei fragt, was sie tun kann. „Sind das etwa fremde Leute, die da in ihrem Haus wohnen?“ – „Nein, nein!“ beeilt sich Meier, die Sache klarzustellen; dies seien die Müller- Meiers, die gehörten zur Familie. Sie würden nur eben immer an die Wände pissen, das gehe ja nicht.

Frau Meier wendet ein, man könne die Müller- Meiers ja kaum zum Müllerhof zurückschicken. Auch die Müller- Müllers seien zumindest mental mittlerweile zu Meiers geworden oder hätten zumindest ein Recht, sich als Familienmitglieder der Meiers anzusehen – natürlich unter Wahrung ihres Rechtes darauf, sich als echte Müller anzusehen.

Die Polizei ist ein wenig ratlos. „In Familienangelegenheiten mischen wir uns ungern ein“; sagt der Kommisar. Sein Kollege raunt zwar: „Weißt Du nicht mehr, damals, bei den Millers und Mosers?“ – aber der Kommisar winkt nur ab und wünscht einen schönen Tag.

Also geht alles in gewohnter Manier weiter, in der Villa Meier- Müller. Die Drillinge pullern überallhin, die Meiers arbeiten, während die Müllers faulenzen und Forderungen stellen.

Da die Meiers keine Kinder mehr wollen und zudem nun auch die Zweitälteste zum Studieren in die Stadt gegangen ist, während Onkel Ernst ein Angebot aus dem Nachbardorf angenommen hat (die Reparaturen, die Ernst Meier sonst übernommen hat, bleiben liegen, die Villa verfällt zusehends), sind bald ebensoviele Müllers wie Meiers im Haus. „Das ist auch unser Haus!“ sagen die Müllers häufig, wobei sie den Satz als solches immer lauter rufen, das „auch“ allerdings mehr und mehr verschlucken.

Als die jungen Müllers zusammen mit den Meier- Müller- Drillingen und den Mielkes, die ihr Haus auf der anderen Seite des Waldes abgebrannt haben und plötzlich vor Meier/ Müllers Tür stehen, anfangen, die verbliebenen Meiers aus ihren Zimmern zu vertreiben, schlägt Vater Meier alle Warnungen seiner Frau in den Wind. „Dann lässt Du Dich eben scheiden!“ ruft er wütend und geht in den Keller, um seine alte Schrotflinte zu holen.

In der Diele steht Herr Meier dem bis an die Zähne bewaffneten Müllerclan gegenüber. „Ja, die Chancen stehen schlecht und sie stünden besser, wenn ich früher gehandelt hätte“, denkt er, „aber was solls, ich schaffe das schon…“

In diesem Moment wird die Tür mit einem Krachen eingetreten, die Polizei steht vor der Tür. Der Kommisar geht auf Herrm Meier zu und sagt: „Ich verhafte Sie wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit!“



Quelle

 
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